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Bockau im Westerzgebirge

Der Ort, ein früherer Bergbauflecken, liegt im Tal der Bockau, einem rechten Nebenfluss der Zwickauer Mulde, zwischen den Städten Aue, Lauter-Bernbach, Schwarzenberg, Eibenstock und Zschorlau im Westerzgebirge.

Bekanntheit erlangte Bockau durch das Laborantengewerbe mit der Sammlung und Verarbeitung der heimischen Kräuter. Die Herstellung von Naturmedizin und die daraus folgende Kräuterdestillaten waren zeitweise der Haupterwerb der Bewohner.

Auszüge aus der Ortsgeschichte von Bockau

1200
Aus Bodenfunden ist zu vermuten, das schon um 1200 der Ort von fränkischen Siedlern gegründet wurde. Der Name leitet sich vom slawischen Wort Bukava – Buchenwasser ab. Schriftliche Nachweise über diese Zeit liegen nicht vor.
1429
Eine eigene Dorfkirche wurde gebaut, das Dorf muss daher schon eine ansehnliche Größe gehabt haben.
1450
Es existiert ein Nachweis, das der damalige Kurfürst den Bewohnern die Pechsiederei erlaubte. Wichtige Nebenerwerbsquellen der Bauern waren außerdem der Holzeinschlag, die Köhlerei, die Harzweide und die Flößerei.
1500
Das Laborantendorf Bockau im Erzgebirge ist weit über die sächsische Heimat bekannt. Über Jahrhunderte sammelten die Bewohner Kräuter. Es entwickelte sich das Arznei-Laboranten-Wesen. Das Wissen um die Heilpflanzen wurde zur Herstellung von Heilextrakten durch Eindampfen und der Verarbeitung der Pflanzenextrakte zu alkoholischen Auszügen genutzt. Im Erzgebirge nennt man den Ort „de Wurzelbucke“.
1550
Im Amtserbbuch wurden erfasst: 24 Häusler, 38 Inwohner, 25 besessene Mann, 13 Hufen (ca 215 ha)
1568
Im 16. Jh. entwickelte sich der Bergbau im Gebiet. Vor allem Bergleute aus dem Harz siedelten sich an. In den Granitfelsen wurden Kobalt-Nickel-Silber oder Zinn abgebaut. Es entstand Zinnseifen. Die Häuserzahl wurde mit 55 angegeben.
1612
Es wurden bereits 85 Häuser gezählt. Bockau bekam den Rechtsstatus eines Bergfleckens und erhielten mehr Rechte als die Bauern der Umgebung. Sie durften Vieh zu schlachten, Bier zu brauen, Fischfang im Dorfbach und in Abschnitten der Mulde betreiben. Auch die Jagd auf Niederwild war ihnen erlaubt. Der Bergbau wurde bis ins 19. Jh intensiv betrieben. Zusätzlich erfolgte der Abbau von weitere Bodenschätze wie Weißerde, Gelberde und Schmirgel. Als man im 16.Jh die Nutzung des Kobalterzes für die Blaufarbenherstellung entdeckte, entstand im Tal der Zwickauer Mulde das Schindler Blaufarbenwerk. Die Farbe wurde zur Bemalung von Glas, Emaille und Porzellan genutzt.
1637
Die Kirche wurde im Barockstil umgebaut. In dieser Form besteht sie noch heute.
1667
Es wurde gemeldet, dass ca. 60 Erwerbstätige Arznei herstellten oder mit ihr handelten. Ärzte und Apotheker beschwerten sich über die „unlauteren Konkurrenten“. Das führte im 19. Jh. zum Erliegen dieses Erwerbszweiges.
1678
Bockau war selbstständige Kirchgemeinde.
1700
Man ging dazu über Kräuter zu kultivieren und wirtschaftlich anzubauen. Bevorzugt wurden Bärwurz, Liebstöckel, Angelika, Baldrian und Rhabarber verarbeitet. Es erfolgte das Schnapsbrennen aus Kräutern. Die Laboratorien verarbeiteten bald auch Rohstoffe aus anderen Gegenden und stellten Pillen, Salben, Balsame, Tropfen, Pulver oder Pflaster her.
1747
Magister George Körner wurde Pfarrer in Bockau. Er war Chronist und Sprachwissenschaftler sowie der Begründer der Reihe “Bockauer jährliche Nachrichten”. George Körner starb am 03. 05.1772 in Bockau während der großen Hungersnot.
1750
Einführung der Vitriolölbrennerei (Schwefelsäureherstellung)
1812
24 Vitriolölbrennereien waren in Betrieb.
1875
Es entwickelten sich die Holzschachtelherstellung, die Handschuhnäherei und eine Metallstanzerei. Als die Eisenbahnlinie Aue–Adorf gebaut wurde, entstand der Bahnhof in der Nähe zum Schindlerswerk.

Die Tradition vom Laborantengewerbe wird durch die Erzgebirgische Destillerie und Liqueurmanufaktur GmbH Bockau weitergeführt.

Katastrophen in der Ortsgeschichte
1632
Während des Dreißigjährigen Krieges litt Bockau schwer. Die Truppen des kaiserlichen Feldmarschalls Holk plünderten im Ort.
1633 starben von den ca. 500 Bewohnern 108 durch die Pest.
1640
Die schwedischen Truppen von Holk plünderten wieder. Holk holte sich die Pest.
1770
Bockau war von einem Erdbeben betroffen. Die Erschütterungen dauerten vom 4. bis zum 20. November.
1771
Große Hungersnot im Erzgebirge durch wochenlange Regenfälle und in der Folge von Missernten betraf auch Bockau. Ursache war ein gewaltige Vulkanausbruch in Indonesien. Die Eruptionswolken veränderten das Klima über Jahre. Die Getreidepreise stiegen während der europaweiten Missernten unermesslich an, viele Einwohner mussten Waldfrüchte sammeln. Die Bevölkerungszahl sank um fast 5 %.

Vorkommende Namen:

Becher, Böhm, Espig, Friedrich, Grabner, Gräbnitz, Himmelreich, Illig, Jehn, Krauß, Lang, Lorenz, Püschel, Schönfelder, Vogel, Weiß
Ev.-Luth. Kirche in Bockau im Westerzgebirge
Ev.-Luth. Kirche in Bockau